Vier Risikofaktoren für die Entwicklung von Long-COVID

Wie können wir uns davor schützen?

In meiner Praxis sehe ich immer mehr Patienten mit einem Long-COVID-Syndrom. Die zunehmende Häufigkeit stellt uns vor die Frage, wie wir dieses verhindern bzw. was wir dagegen tun können.

Wer entwickelt nach einer Infektion mit dem Coronavirus anhaltende Symptome? Welche Risikofaktoren für länger bestehende Beschwerden sind bisher bekannt?

 

Wichtige Studie zu Risikofaktoren kürzlich erschienen

Mit diesen spannenden Fragen beschäftigte sich ein Team von Wissenschaftlern aus Seattle. Jim Heath und Kollegen veröffentlichten Anfang dieses Jahres dazu eine wissenschaftliche Studie im Fachjournal Cell. Diese möchte ich Ihnen im folgenden vorstellen.

Es wurden 309 Patienten im Alter zwischen 18 und 89 Jahren mit einer  SARS-CoV-2-Infektion über einen Zeitraum von 2-3 Monaten untersucht. In der Akut-Phase der Erkrankung fand die Behandlung der Patienten im Krankenhaus oder in der Ambulanz statt.

Die Symptome der Patienten wurden gründlich erfasst, Blutproben auf verschiedene Parameter getestet sowie Nasenabstriche entnommen. Die Ergebnisse der Patientengruppe wurden mit denen einer Gruppe von gesunden Menschen verglichen.

 

Häufigkeit von Long-COVID Symptomen

Zwei bis drei Monate nach der Infektion zeigten immerhin 37% der Patienten drei oder mehr Symptome, wie Kurzatmigkeit, Fatigue (schnelle Ermüdung und Erschöpfung) oder „brain fog“ (Patienten fühlen sich wie vernebelt, haben Schwierigkeiten, klar und konzentriert zu denken bzw. zu arbeiten). 24% der Patienten wiesen ein bis zwei Symptome beim letzten Beobachtungszeitpunkt auf. 39% der Patienten hatten keine Symptome.

 

Vier Risikofaktoren für Long-COVID

Die Forscher konnten vier Faktoren identifizieren, die mit einem erhöhten Risiko für Long-COVID korreliert waren:

  • Hohe Viruslast zu Beginn der Infektion
  • Vorhandensein von Auto-Antikörpern
  • Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus
  • Diabetes mellitus Typ 2

 

1. Hohe Viruslast zu Beginn der Infektion

Es wurde das Level von Coronavirus-RNA im Blut als Indikator für die Viruslast bestimmt. Patienten, die gleich zu Beginn mit viel Virus zu kämpfen hatten, wiesen ein höheres Risiko für Long-COVID auf.

 

2. Vorhandensein von Auto-Antikörpern

Bei zwei Drittel der Patienten, die schließlich Long-COVID-Symptome entwickelten, wurden verschiedene Autoantikörper festgestellt, also Antikörper, die fälschlicherweise körpereigenes Gewebe, wie bei Autoimmun-Krankheiten, angreifen. Patienten mit höheren Spiegeln von Autoantikörpern hatten sogar niedrigere Mengen von Antikörpern gegen das Coronavirus. Möglicherweise sind diese Patienten dann auch noch anfälliger für eine Re-Infektion mit dem Coronavirus.

 

3. Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus

Die Symptome von Long-COVID ähneln dem des Chronic Fatigue Syndroms (ME/CFS), das ich schon seit Jahren häufig in meiner Praxis sehe und behandle. Auch das CFS kann durch eine Virusinfektion, z.B. mit dem Grippevirus oder dem Ebstein-Barr-Virus (EBV-Virus), ausgelöst bzw. getriggert werden. In der vorliegenden Studie war eine Reaktivierung des EBV-Virus überdurchschnittlich häufig bei vielen Long-COVID Patienten zu sehen.

 

4. Diabetes mellitus Typ 2

Die Forscher identifizierten auch Diabetes mellitus Typ 2 als einen Risikofaktor für Long-COVID. Wie wir schon seit längerem wissen, haben Patienten mit Adipositas (Fettleibigkeit) und damit häufig einhergehendem Diabetes mellitus Typ 2 ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung.

 

Was können wir tun, um nach einer Infektion die Entwicklung von Long-COVID zu vermeiden?

Ich finde es unheimlich wichtig, dass Studien - wie die oben beschriebene - durchgeführt werden. Auf diese Weise erhalten wir Anhaltspunkte, wie wir uns vor Long-COVID schützen bzw. es behandeln können.

 

Im nächsten Blog-Artikel werde ich erklären, was wir aus heutiger Sicht tun können, um ein Long-COVID-Syndrom zu verhindern bzw. abzuschwächen.

 

Bleiben Sie gesund!

 

Haben Sie eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht? Haben Sie Long-COVID-Symptome? Was sind Ihre Erfahrungen?

 

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